Die Aufgabe des großen Philosophen besteht nicht darin, korrekt zu schließen, sondern die Stimme seiner Zeit zu sein, das Weltgefühl seiner Epoche in ein System zu bringen.
Bei einem Denker sollte man nicht fragen: Welchen Standpunkt nimmt er ein? Sondern: Wie viele Standpunkte nimmt er ein? Mit anderen Worten: Hat er einen geräumigen Denkapparat, oder leidet er an Platzmangel, das heißt: an einem System?
Aber keine Wahrheit ist eine Privatangelegenheit.
So befremdend es klingen mag: auch die Photographie wird einmal als etwas höchst Subjektives erkannt werden. Denn es ist ein Irrtum zu glauben, dass die Kamera ein toter Apparat sei, der unserem Willen vollkommen entrückt ist: diese scheinbar so exakten Lichtbilder werden höchstwahrscheinlich einer späteren Zeit wie ungeheure Karikaturen vorkommen.
Nur hässliche Frauen sind erziehungsfähig; und bei denen hat es keinen Zweck.
Das Leben ist für den Alltagsmenschen ein wissenschaftliches Problem, für das Talent ein künstlerisches und für das Genie ein religiöses.
Ende des achtzehnten Jahrhunderts hielten die meisten Menschen Vulpius, den Verfasser des Rinaldo Rinaldini, für einen größeren Dichter als seinen Schwager Goethe.
Altruismus aus Klugheit, Idealismus aus Eigennutz: das ist vielleicht die Formel für eine kommende Ethik.
Wir können die Welt immer nur unvollständig sehen; sie mit Willen unvollständig zu sehen, macht den künstlerischen Aspekt.
Ein Ästhet ist der Schauspieler seines Ideals.
Wir kennen die wahren Kräfte nicht, die unsere Entwicklung geheimnisvoll vorwärtstreiben; wir können einen tiefen Zusammenhang nur ahnen, niemals lückenlos beschreiben.
Tatsächlich ist der Darwinismus eine dialektische Konstruktion, ja eine Art Religion mit sehr ausgebildeter Mythologie und Dogmatik.
Die meisten unserer heutigen Wahrheiten haben so kurze Beine, daß sie gerade so gut Lügen sein könnten.
Als man Michelangelo aufmerksam machte, daß seine Statue des Papstes nicht ähnlich sei, sagte er: Wem wird das in zehn Jahrhunderten auffallen?
Jedes Zeitalter hat ein bestimmtes, nur ihm eigentümliches Bild von allen Vergangenheiten, die nur seinem Bewußtsein zugänglich sind.