08/15, 2. Teil
08/15, 2. Teil

Asch vermied es, Lisa Ebner, die ihn unverwandt betrachtete, auch nur flüchtig anzusehen. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Wir wollen die Damen nicht länger belästigen.«

»Ich bin sowieso noch verabredet«, sagte Viola, die es liebte, ihr eigentliches Tagewerk immer erst um Mitternacht zu beginnen. »Nehmt mein Gepäck nach oben mit, Kinder. Ich habe es eilig. Bis auf morgen

dann!«

»Die verdient wohl nicht schlecht!« sagte Kowalski und sah ihr staunend nach, wobei es besonders ihre Hüften waren, die ihn interessierten. »Wie die schaukelt!« sagte er anerkennend. »Die muß in ihrem früheren Leben ein Kamel gewesen sein.«

»Nicht nur in ihrem früheren Leben«, sagte Charlotte trocken.

08/15, 2. Teil
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»Meine auch nicht!« sagte Wedelmann mit Eifer. »Und gerade deshalb ist es völlig unnötig, uns belehren zu wollen.«

»Das ist doch keine Belehrung«, sagte Asch mit freundlicher Gelassenheit, »das ist nicht einmal ein Versuch, aufklären zu wollen. Das dürfte bei euch beiden nämlich unmöglich sein. Denn es gibt heutzutage Hirne, die sind wie genormt. Und da sitzt ihr nun,

ihr roten und braunen Parteiakrobaten - ihr liebt euch, nehme ich an, aber die Liebe zwischen den Menschen ist in eurer Welt eine zweitklassige Angelegenheit. Erst kommt die Sowjetunion oder das Reich, und beide wollen die Welt beglücken. Das Glück, das zwei Menschen finden können, zählt da wohl nicht. Und wozu, frage ich mich, zeugen die Menschen eigentlich Kinder? Um Vaterlandsverteidiger zu

produzieren? Oder um in den Kindern weiterzuleben?«

»Sie wissen nicht, was Heimat ist«, sagte Natascha mit Stolz. »Ich verteidige sie, um dann ungestört in ihr leben zu können.«

»Und Sie werden vermutlich nie begreifen«, sagte Wedelmann, nicht minder stolz, »daß das Volk alles ist - und der einzelne nichts ohne sein Volk.«

»Hoffnungslos«,

sagte Asch und stand auf. »Gott ist uns gemeinsam. Und die Liebe kann uns vereinen. Und alle Menschen können Geschwister sein. Es gibt nichts auf dieser Welt, was einen Krieg rechtfertigt. Nichts!«

08/15, 2. Teil
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»Mensch!« sagte Kowalski und seufzte schwer. »Ich kenne mich beinahe selbst nicht mehr. Mich hat der Krieg auf dem Gewissen. Und dieses Weib! Ich wollte sie, wie gesagt, verzupfen. Und die war auch gar nicht abgeneigt. Aber als ich kurz davor war, fragte sie mich doch, was ich eigentlich von einer Ehe halte. Nur das Beste, sagte ich, besonders bei anderen.«

»Hat sie dir eine

geklebt?«

»Viel schlimmer, Mensch. Die hat gelacht. Die hat schallend gelacht!

Adam
Adam

Eine Weltkatastrophe kann zu manchem dienen. Auch dazu, ein Alibi zu finden vor Gott. Wo warst du, Adam? »Ich war im Weltkrieg.«

Adolf von Harnack
Adolf von Harnack

Der Satz »Ich bin der Sohn Gottes«, ist von Jesus selbst nicht in sein Evangelium eingerückt worden, und wer ihn als einen Satz neben anderen dort einstellt, fügt dem Evangelium etwas hinzu.

Ayn Rand
Ayn Rand

Um sagen zu können: »Ich liebe Dich«, muss man zunächst sagen können: »Ich«.

Otto von Leixner
Otto von Leixner

Die Worte »Ich will« hört man am häufigsten von Menschen, die wenig Willen besitzen. Mit den Willensstarken verkehrt es sich leicht, wenn sie nicht gerade versteckte Ziele verfolgen. Der Umgang mit den Eigensinnigen ermüdet, weil man niemals weiß, wohin die Laune des nächsten Augenblicks sie treibt.

Paul Kuhn
Paul Kuhn

Da ziehen sich Leute einen Janker an, singen »Ich liebe dich« und nennen das Ganze dann Schlager. Ich verstehe das nicht! Und ich höre es mir auch nicht an, weil jedes Lied gleich klingt. Alle singen wie Kinder.

Reinhold Messner
Reinhold Messner

Ich kann Ausdrücke wie »Ich habe den Berg bezwungen« oder »Ich habe den Berg erobert« nicht mehr hören. Das ist Nazisprache. in Wirklichkeit sind wir da oben nur geduldete Kreucher und Fleucher.

Rosa Luxemburg
Rosa Luxemburg

Eure »Ordnung« ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon »rasselnd wieder in die Höh' richten« und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: »Ich war, ich bin, ich werde sein!«