Der weisse Hai
Der weisse Hai

Brody: "Das Herz auf Ihrem Arm, was ist das?"
Quint: "Das ist 'ne Tätowierung. Ich hab' sie wegmachen lassen."
Hooper: "Lassen Sie mich raten, was draufstand. Mutter. Hahahaha....."
Quint: "Nein. Das ist zur Erinnerung an die USS Indianapolis."
Hooper: "Sie waren auf der Indianapolis?"
Brody: "Was ist passiert?"
Quint: "Ein japanisches U-Boot hat ihr ein

paar Torpedos in die Seite gejagt. Wir waren gerade auf dem Rückweg von der Insel Tinian und hatten die Bombe geliefert. Die Hiroshimabombe. Das Schiff sank in nur zwölf Minuten. Elfhundert Mann mussten ins Wasser. Nach einer halben Stunde war der erste Hai da. Tigerhai, dreieinhalb Meter lang. Ich sag' Ihnen, wie man das im Wasser abschätzen kann, indem man von der Flosse bis zum Schwanz

sieht. Damals wussten wir das noch nicht. Wir formierten uns zu Gruppen, so 'ne Art antiker Gefechtsordnungen, wie man es auf alten Stichen sieht, die Schlacht von Waterloo oder so. Wir dachten, wenn der Hai deinen Nebenmann angreift, dann lässt er dich in Ruhe. Aber meistens lässt er nicht von dir ab. Manchmal sieht dir so ein Hai direkt in die Augen. Und dann ist da etwas eigenartiges. Er hat

böse dunkle Totenaugen. Wenn Du ihm in die Augen siehst, denkst Du, er lebt nicht, bis er dich beisst. Seine Augen rollen dann herum, bis sie ganz weiss werden. Und dann hörst Du dieses schrille Gebrüll und die See färbt sich rot. Und da kannst Du brüllen, wie Du willst, sie kommen immer näher, erbarmungslos. Am ersten Tag verloren wir an die hundert Männer. Die Zahl der Haie konnte man nur

schätzen. Vielleicht waren es tausend. Sie fraßen im Schnitt sechs Männer die Stunde. Neben mir schwamm Steve, ein Freund, Baseballspieler, Bootsmannsmaat. Ich dachte, er sei eingeschlafen. Er hüpfte im Wasser auf und ab, wie ein Korken, wie ein Ball. Er war unterhalb der Taille in zwei Hälften zerrissen. Unsere Bombenmission war so geheim, dass wir kein SOS-Signal absetzen konnten. Die

hielten uns nach fünf Tagen noch nicht mal für überfällig. Dann entdeckte uns ein junger Pilot mit einer Lockheed Ventura. Er war so jung, wie Mister Hooper in etwa. Ein paar Stunden später kamen PB-1's und holten uns aus dem Wasser. Und wisst Ihr, was das schlimmste war? Die Warterei, bis ich an die Reihe kam. Ich werde nie wieder eine Schwimmweste anlegen. Also, elfhundert Männer gingen

rein, 316 wurden gerettet. Der Rest war für die Haie. Geschehen am 29. Juli 1945. Aber wenigstens hatten wir die Bombe geliefert."

Gudrun Zydek
Gudrun Zydek

Wer seinen Dreck selbst wegmachen muss, achtet darauf, ihn zu vermeiden.